Bestimmung | Herkunft | Wuchs |
Verwendung | Gesundheit | Dekoration |
Pflege | Vermehren |
Die Pflanze der Druiden und Liebenden
Im Winter, wenn die Bäume ihr Laub verlieren, werden die kugeligen Gewächse erst richtig sichtbar. Hoch oben im Geäst wachsen die unwirklichen Gebilde.
Misteln sind Halbschmarotzer, die sich auf Bäumen ansiedeln und mittels einer Primärwurzel in das Holz ihres Wirtsbaums eindringen um Mineralstoffe und Wasser zu entziehen. Sie betreiben zudem Photosynthese und versorgen sich so eigenständig mit Kohlenhydraten.
Der ungewöhnliche Anblick hat in allen Zeiten die Phantasie der Menschen beflügelt. In der germanischen Edda wird Baldur der Lichtgott mit einem Pfeil aus Mistelholz getötet. Die gallischen Druiden nutzten die Mistel für ihre magischen Gebräue und bei den Christen liest man Geschichten vom Mistelholzkreuz an das Jesus genagelt wurde. Auch heute noch findet man einen alten Weihnachts- und Neujahrsbrauch: Wenn sich Zwei unterm Mistelzweig küssen werden sie sich ewig lieben.
Die Mistel im Überblick
Mistel Bestimmung
Die weißbeerige Mistel (Viscum album) ist ein Halbschmarotzer. Sie zählt zur Gattung der Misteln (Viscum) in der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). Vorwiegend nisten sich Misteln auf Obstbäumen, Birken, Weiden, Robinien, Linden, Pappeln und Ahornbäumen ein. Aber auch andere Bäume werden manchmal zum Ernährer dieser Schmarotzer.
Manche Unterarten der weißbeerigen Mistel kommen auch auf Nadelgehölzen vor. Viscum abietis wächst ausschließlich auf Tannen, Viscum laxum nur auf Kiefern.
Mistel Wuchs
Die Mistel ist eine immergrüne mehrjährige Halbschmarotzerpflanze, die auf Bäumen wächst und selbst keinen Kontakt zum Boden hat. An ihren stark verzweigten, leicht brechenden Ästen entwickelt sich Blattwerk. Die Blätter fühlen sich hart an, sind ungestielt und sitzen paarweise an den Stängelenden. Sie sind grünlich gelb und haben sukkulente Eigenschaften. Sie können Wasser speichern oder mindestens die Verdunstung reduzieren.
Misteln sind zweigeschlechtlich, es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Die Blüten sind eher klein und unscheinbar. Die Blüte beginnt schon im Winter und endet im frühen Frühjahr, bevor die Wirtsbäume ihr Blattwerk entwickeln. So stellt die Mistel sicher, dass Insekten sie leicht finden können.
Etwas auffälliger dagegen sind die weißen Beeren, die sich bis zum späten Herbst entwickeln und einen Durchmesser von 0,5 bis 1 cm haben. Charakteristisch sind vier schwarze Punkte auf der Kopfseite. In der klebrigen Hülle befindet sich ein Samen.
Die Mistel entwickelt sich über die Jahre zu einem großen kugeligen Gebilde, das Durchmesser von über einem Meter erreichen kann. Den mit dem Wachstum steigenden Bedarf an Wasser und Nährstoffen deckt die Mistel durch immer tiefer reichende Senkerwurzeln, die ihrerseits wieder Wurzelsprosse ausbilden und den Wirtsbaum nachhaltig schädigen können.
Mistel vermehren
Jede Mistelbeere beherbergt nur einen einzigen Samen, der mit einer schleimigen und sehr klebrigen Substanz umhüllt ist. Sie gibt der Pflanze ihren lateinischen Namen „Viscum“, den man mit „Leim“ übersetzen kann. Schon die Römer benutzten diesen Stoff als Klebemittel.
Wie aber kommt die Mistel auf die Bäume? Für den Fortpflanzungskreislauf sind Vögel von allergrößter Bedeutung. Sie essen die Beeren. Entweder verspeisen sie nur die Beerenhülle und streifen dabei die Samen an den Ästen ab oder die Samen gelangen dank ihrer schleimigen Hülle unversehrt durch den Verdauungstrakt der Vögel. Über den Kot ausgeschieden kleben sich die Samen an den Ästen fest und beginnen zu keimen.
Praxistipps
Mistel in der Medizin und Heilkunde
Die Mistel ist gegenüber früheren Einschätzungen nicht giftig. Dies bezieht sich zumindest auf Blätter und Stängel. Bei den Beeren herrschen unterschiedliche Einschätzungen.
Blätter und Stängel der weißbeerigen Mistel werden in der alternativen und komplementären Medizin zur Krebsbehandlung genutzt. Die im deutschsprachigen Raum angewandte Misteltherapie ist allerdings wissenschaftlich umstritten, da eine direkte Wirkung bislang nicht nachgewiesen werden konnte.
Dekorieren mit Mistelzweigen
Um die Weihnachtszeit werden frisch geschnittene Mistelzweige an Türrahmen oder Wände gehängt. So soll das Haus vor bösen Geistern geschützt werden. Und noch eine Vorstellung erwärmt die Gemüter: Liebende, die sich unter den Mistelzweig stellen und küssen, werden sich nie trennen. Dieser Brauch stammt ursprünglich aus dem Angelsächsischen und wurde zuerst in England zelebriert. Heute findet man ihn in vielen mitteleuropäischen Ländern.
Weitere Pflanzenportraits