GIEßEN
Wasser – überlebenswichtige Nahrung für Pflanzen
Wasser ist das Grundnahrungsmittel, das alle Pflanzen zum Überleben benötigen. Allerdings in ganz unterschiedlichen Mengen. Was der einen Pflanze gerade mal als Tagesration genügt, kann eine andere Pflanze „ertränken“ und damit empfindlich schädigen.
Ein Blick auf die vielfältige Natur zeigt dies deutlich. Auf der einen Seite finden wir Pflanzen, die sich auf den Lebensraum Wasser spezialisiert haben. Die meisten dieser Pflanzen könnten an Land keinen Tag überleben. Auf der anderen Seite finden wir das Extrem der Wüstenpflanzen, die monatelang ohne Regen auskommen.
Sie haben allerdings einige Tricks auf Lager, wie sie bei einem seltenen Regenfall schnell viel Wasser aufnehmen und dieses lange Zeit speichern können. Dazwischen ist ein Großteil der Pflanzen anzusiedeln, die einen „normalen“ Wasserverbrauch haben. Normal steht hier für durchschnittliche Wassermengen, mal etwas mehr, mal etwas weniger, aber nicht extrem. Im Garten und auf dem Balkon sind hauptsächlich diese Pflanzen anzutreffen.
Regen- oder Leitungswasser benutzen?
In einigen Regionen ist das Leitungswasser sehr kalkhaltig. Der Kalk setzt sich nach dem Gießen im Substrat fest und lässt den pH Wert ansteigen. Das kann bei den Pflanzen zu Mangelerscheinungen führen, die einen eher sauren oder neutralen Boden bevorzugen.
Man kann den Kalkgehalt im Wasser etwas reduzieren. Dazu füllt man die Kanne nicht erst vor dem gießen, sondern schon gleich nach dem gießen und lässt sie ein paar Tage stehen. Der Kalk setzt sich an der Kannenwand ab.
Regenwasser ist nahezu kalkfrei und eignet sich sehr gut zum gießen. Wenn man also die Möglichkeit hat, Regenwasser einzufangen, indem man zum Beispiel den Abfluss der Dachrinne anzapft, hat man gutes und günstiges Regenwasser.
Gießen nach Jahreszeit
Der Wasserbedarf von Pflanzen richtet sich auch nach den Jahreszeiten. Man unterscheidet zwischen der Wachstumsphase und der Ruhephase. Die Wachstumsphase liegt normalerweise zwischen Frühjahr und Herbst. Für den Austrieb und die Bildung von Blüten und Früchten brauchen die Pflanzen regelmäßig Wasser, aus dem sie einen Teil der Nährstoffe beziehen. In der Ruhephase, die meist in der kalten Jahreszeit liegt, benötigen Pflanzen viel weniger Wasser. Bei manchen kann man das Gießen völlig einstellen, da sie einziehen und erst wieder im Frühjahr zum Vorschein kommen.
Gegossen werden in der Ruhephase allenfalls Topfpflanzen im Zimmer. Hier muss auf die individuellen Bedürfnisse geachtet werden. Aufgrund fehlender Helligkeit reduzieren die meisten Pflanzen ihr Wachstum und damit ihren Wasserbedarf.
Im Garten und auf der Terrasse muss man immergrüne Pflanzen auch im Winter gießen, wenn der Boden trocken ist. Vor allem wenn die Sonne scheint und damit den Pflanzen Flüssigkeit entzieht. Schwierig wird es, wenn der Boden gefroren ist. Es sollte aber dennoch etwas gegossen werden, da eventuell doch kleine Mengen versickern und den gröbsten Durst der Pflanzen lindern können.
Wann gießt man?
Darüber zu welcher Tageszeit man gießen sollte, gibt es unterschiedliche Ansichten. Manche schwören darauf, morgens zu gießen, damit die Pflanzen über den Tag Zeit haben, das Wasser aufzunehmen. Andere halten das für Verschwendung, weil die Sonne viel vom Gießwasser verdunsten lässt und gießen deshalb abends. Das gefällt den Frühgießern eventuell wieder nicht, weil sie denken, dass Pflanzen nachts ruhen und daher nicht so viel Wasser aufnehmen, das Wasser also ungenutzt versickert.
Ganz verpönt war lange das Gießen zur Mittagszeit, da dann die Gefahr bestehen könnte, dass das benetztes Blattwerk durch den Lupeneffekt im Sonnenlicht verbrennt. Neuere Untersuchungen allerdings stützen diese These nicht. Für die meisten Gartenbesitzer ist die Frage ohnehin pragmatisch zu beantworten. Sie gießen dann, wenn sie Zeit haben. Bei den meisten Berufstätigen dürfte das der Abend sein.
Fazit: Es gibt keine gute und schlechte Tageszeit. Wichtig ist, dass überhaupt und ausreichend gegossen wird.
Wie oft gießen?
Speziell im Sommer ist es manchmal nicht einfach, die Lage richtig einzuschätzen, da die Sonne viel Wasser verdunsten lässt, und die Pflanzen sehr viel „trinken“. Auch Wind kann die Austrocknung des Bodens beschleunigen. Geübte Gartenfreunde entwickeln daher ein Gefühl wann gegossen werden muss, indem sie kleine Zeichen beachten. Zum Beispiel den Zustand des Substrats und natürlich die Verfassung der Pflanzen. Das Substrat kann oberflächlich trocken aussehen und schon knapp unter der Oberfläche feucht sein. Daher ist die Einschätzung durch Augenschein eventuell irreführend. Der Fingertest gibt eine bessere Orientierung. Steckt man einen Finger mehrere Zentimeter in die Erde, kann man auch als Laie fühlen, wie viel Feuchtigkeit noch vorhanden ist.
Aber auch die Pflanzen geben Zeichen. Im Garten gibt es immer welche, die sich zuerst bemerkbar machen, wenn sie an Wassermangel leiden. Sie beginnen zu schlappen. Es beginnt in der Regel mit dem Blattwerk, das beginnt leicht herunter zu hängen. Dann neigen sich die Blütenköpfe. Dieser Zustand ist, wenn er früh erkannt und beseitigt wird, normalerweise nicht schädlich für die Pflanzen. Mit Hilfe einer Wassergabe richten sie sich schnell wieder auf. Aber sie geben uns das Zeichen zum gießen.
Bei Topfpflanzen hilft es ebenfalls, die Erde mit dem Finger zu prüfen. Darüber hinaus kann man den Topf anheben und sein Gewicht prüfen. Trockene Töpfe sind auffallend leicht. Wenn sich die Erde vom Topfrand löst, ist sie ebenfalls schon sehr trocken.
Feuchtigkeitsmesser
Wer es genau wissen möchte, kann im Handel Feuchtigkeitsmesser erstehen. Die werden ins Substrat gesteckt und geben meist nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch den pH Wert und manchmal sogar die Lichtverhältnisse an.
Gießanzeiger
Daneben gibt es im Handel sogenannte Gießanzeiger. Sie zeigen zuverlässig den Zeitpunkt an, an dem wieder gegossen werden muss. Gießanzeiger taugen nur für Töpfe. Sie werden tief in die Topferde gesteckt, da wo die Wurzeln die Feuchtigkeit aufnehmen. Das Anzeigefeld verändert die Farbe, allerdings sehr langsam. Man muss daher vorsichtig sein und nach dem Gießen eine Zeitlang abwarten, bis das Feld sich langsam verfärbt hat. Ansonsten besteht die Gefahr des Übergießens.
Wie viel gießen?
Generell wird so viel gegossen, dass die Pflanzen gut wachsen und weder verdursten noch ertrinken. Daher kann man den Rat beherzigen: Lieber nicht so oft, aber wenn, dann durchdringend.
Wie viel gießen im Garten?
Im Garten muss man ein Gefühl dafür entwickeln. Das hat man am besten mit einer Gießkanne, bei der man genau weiß, wie viel Wasser man gegeben hat. Bei größeren Gärten ist allerdings ein Schlauch bequemer. Arbeitserleichternd sind auch automatische Bewässerungsanlagen. Die allerdings kann man meist nicht so genau dosieren.
Gießen im Garten sollte man eher seltener dafür aber größere Mengen ausbringen. Das Wasser darf durchaus Pfützen bilden, sollte aber innerhalb einer Stunde versickern. Dann hat der Boden sich gut vollgesogen, und ist je nach Bedingungen ein paar Tage lang versorgt. Steht das Wasser über einen halben Tag oder die Nacht hindurch, ist die Aufnahmekapazität der Erde erschöpft. Man spricht jetzt von Staunässe, die empfindliche Pflanzen schädigen könnte, was bei einmaligem Vorkommen allerdings nicht wahrscheinlich ist. Als Abhilfe kann man mit dem Spaten Abläufe ziehen oder mit einem Stock bzw. ähnlichem Gerät Löcher in den Boden bohren, um den Abfluss zu beschleunigen.
Wie viel Wasser brauchen Topfpflanzen?
Bei Topfpflanzen ist es einfacher, als im Garten. Man gießt so viel, dass das Wasser wieder unten im Topf rausläuft und im Untersetzer steht. Dieser Überschuss muss innerhalb weniger Stunden vom Substrat aufgesogen werden. Bleibt das Wasser bis zum nächsten Tag im Untersetzer, sollte man es abgießen. Es ist ein Zeichen dafür, dass man zu viel gegossen hat und beim nächsten Mal etwas weniger gießt, bis man das Level gefunden hat. Gießt man zu wenig, wird die Pflanze darauf reagieren, indem sie beginnt die Blätter hängen zu lassen. Dann muss nachgegossen werden.
Gärtnertipp:
Dass beim Gießen Wasser in den Untersetzer läuft ist normal, speziell wenn der Erdballen trocken ist und nicht sofort Wasser aufnehmen kann. Es muss aber innerhalb von ein bis zwei Stunden vom Erdballen aufgesogen werden. Dann hat die Pflanze wieder ausreichend Wasser. Sollte das Wasser über mehrere Stunden im Untersetzer stehen, sollte man zunächst erst mal prüfen, ob es überhaupt mit dem Erdballen Kontakt hat. Ist das der Fall, dürfte die Erde sich sehr feucht anfühlen. Dann kann das überschüssige Wasser weg geleert werden.
Praxistipps
Pflanzenlexikon